Alternative Krebstherapie

«Southside»: Schicksalhafter Besuch für krebskranke Marie

Der Kampf gegen Krebs galt für Marie Fay als verloren. Eine Begegnung beim «Southside»-Festival brachte neue Hoffnung.
Marie Fay auf dem Southside-Festival
Seit Jahren kämpft Marie Fay aus Saarbrücken gegen ihren Krebs. Auf dem Southside-Festival in Neuhausen ob Eck lernt sie einen Mann kennen, der ihr von alternativen Krebstherapien erzählt. Heute fühlt sich die 33-Jährige deutlich besser.Foto: Marie Fay/dpa

Seit Jahren kämpft Marie Fay gegen den Krebs. 2023 dachte die heute 33-Jährige, sie hätte den Kampf gegen eine wuchernde Lungenmetastase verloren. «Die Ärzte haben mich nach Hause geschickt, weil ich zu schwach für weitere Therapien war», berichtet die ausgebildete Physiotherapeutin aus Saarbrücken.

Trotz ihrer schlechten Verfassung und der noch schlechteren Aussichten sei sie mit ihrem Partner auf das «Southside»-Festival nach Neuhausen ob Eck gefahren. Dank einer Zufallsbekanntschaft habe sie dort von einer alternativen Krebstherapie erfahren, die ihr Leben gerettet habe.

Erstdiagnose mit 24

Ihre Erstdiagnose habe sie im Juli 2016 erhalten. «Ich hatte mich eigentlich nur beim Sport verletzt, aber dann kam raus, dass ich einen großen Knochentumor (Osteosarkom) am linken Oberschenkel habe.» Damals habe sie eigentlich eine Ausbildung zur Feuerwehrfrau machen wollen.

Spezialisten der Uniklinik Heidelberg hätten sie danach mit Chemotherapie, diversen Operationen und Bestrahlungen behandelt. Zum Zeitpunkt der Diagnose sei sie 24 Jahre alt gewesen.

Auf ein kurzes Aufatmen folgte die Ernüchterung: Im Januar 2018 sei in den Leistenlymphknoten das erste Rezidiv gekommen, berichtet die junge Frau. Wieder folgten laut Marie Fay diverse Chemos, Bestrahlungen und Operationen. Eine kleine Metastase in der Lunge sei problemlos rausoperiert worden.

Kurz vor Weihnachten die Schocknachricht

Im Dezember 2022 sei dann aber die Schocknachricht gekommen: «Dass ich eine schnell wachsende, inoperable Lungenmetastase habe. Man konnte sie nicht operieren, weil sie die Speiseröhre, Lungenarterie und Aorta berührt.» Ihre Krankenakte habe sie mehrere Kliniken gezeigt, doch von allen dieselbe niederschmetternde Antwort bekommen.

Mit einer speziellen Strahlentherapie hätten die Ärzte versucht, ihr zu helfen. «Ich habe eine Autoimmuntherapie gemacht - mir ging es aber schon so schlecht, dass ich bettlägerig war. Ich wurde künstlich ernährt, konnte nicht mehr sprechen und war einfach richtig fertig.»

Hoffnungslos nach Hause geschickt

Im Krankenhaus sei sie noch einmal aufgepäppelt worden. Wegen ihrer schlechten Verfassung sei die Autoimmuntherapie immer weiter runterdosiert, eine angefangene Chemo abgebrochen worden. «Bis dann die Ärzte gesagt haben, dass sie die Therapie nicht mehr rechtfertigen können. Ich wurde heimgeschickt mit den Worten: "Genießen Sie doch ihre letzten Monate".»

Sie habe alle ihre Verträge gekündigt, den Bausparvertrag - alles. Ihr sei es sehr schlecht gegangen. Auf das «Southside»-Festival im Landkreis Tuttlingen sei sie in einer denkbar schlechten Verfassung gefahren. «Das war aber einfach immer unser Ding.»

Marie Fay auf dem Southside-Festival
Der Kampf gegen Krebs galt für Marie Fay als verloren.Foto: Marie Fay/dpa

Camping-Nachbar berichtet von alternativen Krebstherapien

Weil der Campingplatz für Menschen mit Behinderung voll gewesen sei, hätten sie ihr Wohnmobil auf dem sogenannten VIP-Parkplatz stellen dürfen, unweit des Festival-Geländes. «Gegenüber von uns waren ein Mann und eine Frau, mit denen mein Partner ins Gespräch gekommen ist.»

Irgendwann habe der Mann von alternativen Krebstherapien erzählt. «Ich dachte mir, du hast nichts zu verlieren und hab es ausprobiert.» Sie habe mit Photodynamischer Lasertherapie und Hyperthermie begonnen, beides kostspielige Behandlungen, die bei ihrer Krebsform nicht von der Krankenkasse übernommen würden, berichtet die junge Frau. Über Crowdfunding würden Freunde und Familie das Geld dafür sammeln. «Wir sind uns alle sicher: Ohne diese Therapie wäre ich nicht mehr da.»

«Mir geht es richtig gut»

Seit fast zwei Jahren gehe es gesundheitlich bergauf. Das Uniklinikum Heidelberg habe mittlerweile bestätigt, dass der Tumor zwischen Herz und Lunge tatsächlich geschrumpft sei. Momentan verweile er in dem Stadium.

Sprechen, Essen, Laufen: all' das sei wieder möglich. «Ich rede ohne Punkt und Komma. Mir geht es richtig gut.» Sie fahre Auto, treffe sich mit Freund und mache Sport.

«Southside» Festival
Für die Krebskranke Marie Fay ist es das «Southside»-Festival der Ort, einer schicksalhaften Begegnung. (Archivbild).Foto: Christoph Schmidt/dpa

Kontakt zu dem Fremden, der sie auf die Therapie gebracht habe, bestehe nicht. «Ich habe seine Nummer nicht - ich weiß nur, dass er in den USA wohnt.» Aber ohne das «Southside» und ohne diesen Menschen gebe es sie nicht mehr, ist sicher Fay sicher. Auch dieses Jahr sei sie bei dem Festival wieder dabei, das an diesem Freitag beginnt.

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