Wildbienen-Glück im ganzen Land: 15 Städte und Gemeinden in Baden-Württemberg können in diesem Jahr an „Natur nah dran“ teilnehmen und ihre innerörtlichen Grünflächen naturnah umgestalten. Aus eintönigen Rasen- oder Bodendecker-Flächen werden lebendige Blumenwiesen und bunte Staudenflächen. Ergänzend kommen Elemente wie Sandlinsen und Totholzhaufen hinzu. Diese Biotope bieten vielen Tieren, wie Wildbienen und Schmetterlingen, Lebensraum.
Das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg und der NABU Baden-Württemberg unterstützen mit dem Kooperationsprojekt „Natur nah dran“ die ausgewählten Kommunen mit jeweils bis zu 15.000 Euro. Die Mitarbeitenden der kommunalen Bauhöfe und Gärtnereien werden geschult und vor Ort beraten, damit sie langfristig die Flächen pflegen und weitere anlegen können.
Seit 2016 wurden bei „Natur nah dran“ über zehn Prozent aller Städte und Gemeinden in Baden-Württemberg gefördert. Für die kommende Förderrunde hat die Jury aus Umweltministerium, NABU, Städtetag und Gemeindetag Baden-Württemberg folgende Kommunen ausgewählt: Bergatreute, Biberach, Ellwangen, Ettlingen, Fronreute, Hambrücken, Heiligenberg, Hüfingen, Hüttisheim, Mulfingen, Mutlangen, Neuhausen auf den Fildern, Neuhausen im Enzkreis, Offenburg und Plankstadt.
Die Bewerbungen überzeugten auch dieses Jahr durch Fachkenntnis und Engagement: So wollen einige Kommunen mehrere tausend Quadratmeter artenreich umgestalten, für andere soll es der Startschuss für ein naturnäheres Gesamtkonzept sein. Fast alle Kommunen werden die Bürgerschaft aktiv einbeziehen.
Wildpflanzen spielen eine wichtige Rolle, denn sie kommen mit Trockenheit und Hitze besser zurecht und brauchen meist keine künstliche Bewässerung. Im Gegensatz zu gezüchteten Sorten haben Wildpflanzen häufig tiefere Wurzeln, mit denen sie das Grundwasser anzapfen können – so blühen sie oft auch noch nach längerer Hitze und Trockenheit, wenn zum Beispiel Rasenflächen längst vertrocknet sind. Und selbst wenn eine naturnahe, artenreiche Fläche doch einmal vertrocknet, regeneriert sie sich spätestens im nächsten Jahr wieder aus den Samen im Boden.
„Es ist jetzt dringender denn je, dem Artensterben entgegenzuwirken, denn hier geht es um den Erhalt unserer Lebensgrundlagen“, appelliert Johannes Enssle, Vorsitzender des NABU Baden-Württemberg. „Jede noch so kleine Fläche, jede Blüte voller Pollen und Nektar zählt für Arten wie Blattschneiderbiene oder Schwalbenschwanz.“
Steffen Jäger, Präsident des baden-württembergischen Gemeindetags, hebt die Vorbildfunktion des Projekts hervor. Erfolgreich gepflegte Wildpflanzen-Flächen würden als Inspiration für die Bürgerschaft und deren private Gartengestaltung dienen. „Besonders wenn die Gemeinden Bildungseinrichtungen bei der Anlage und Pflege einbeziehen, wird Biodiversität für Kinder und Jugendliche vor Ort erlebbar“, fügt Jäger hinzu.
Dr. Frank Mentrup, Präsident des baden-württembergischen Städtetags, ist überzeugt vom Mehrwert, den naturnahe Flächen mit sich bringen. „In Städten gibt es oft eine verblüffend große Artenvielfalt, weil viele verschiedene Lebensräume auf kleinem Raum verfügbar sind“, sagt er. Von „Natur nah dran“ würden Menschen in der Stadt profitieren: Sie können die Natur vor der eigenen Haustür erleben.