
Zuvor leitete er seit September 2020 das Referat III/5 im Ministerium der Justiz und für Migration Baden-Württemberg und war dort unter anderem zuständig für Angelegenheiten des strafrechtlichen Opferschutzes.
Beim Antrittsbesuch im Rathaus Hechingen begrüßte ihn Bürgermeister Philipp Hahn und wünschte ihm im Namen von Stadt und Gemeinderat viel Erfolg für die verantwortungsvolle Aufgabe. Im Interview mit Lokalmatador.de spricht der neue Leitende Oberstaatsanwalt darüber, welche Erfahrungen er aus seiner bisherigen Tätigkeit im Justizministerium mitbringt, welche Schwerpunkte er für die Staatsanwaltschaft setzt und warum ihm das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in den Rechtsstaat besonders wichtig ist.
Lokalmatador (LM): Herr Dr. Hauser, seit dem 23. Juli 2025 leiten Sie die Staatsanwaltschaft Hechingen. Wie haben Sie Ihre ersten Wochen hier erlebt?
Dr. Alexander Hauser: Sehr spannend, manchmal auch herausfordernd, aber immer mit viel Freude an der neuen Arbeit und den vielen persönlichen Begegnungen.
LM: Welche persönlichen Werte oder Erfahrungen prägen Ihre Arbeit als Jurist und Staatsanwalt?
Hauser: Ganz entscheidende Motivation meiner Arbeit ist das Bestreben, einen Beitrag zur Stärkung der materiellen Gerechtigkeit in unserer Gesellschaft leisten zu können. Das versuche ich auf der Grundlage eines Menschenbildes, das in einem christlichen Humanismus wurzelt. Etwas salopp übersetzt heißt das, dass ich als Staatsanwalt bereit bin, Menschen grundsätzlich eine zweite Chance zu geben, es aber manchmal auch notwendig ist, klare Grenzen aufzuzeigen und die Einhaltung von Regeln in unserer Gesellschaft einzufordern sowie nötigenfalls konsequent durchzusetzen.
LM: Sie haben zuvor im Justizministerium das Referat für den strafrechtlichen Opferschutz geleitet. Welche Erfahrungen aus dieser Zeit bringen Sie mit nach Hechingen?
Hauser: Zunächst einmal ist es mir wichtig, zu betonen, dass ich die Erfahrungen aus meiner ganzen bisherigen Laufbahn mitbringe, also aus vielen verschiedenen Stationen bei der Justiz: Als Richter, als Staatsanwalt und als Referatsleiter im Justizministerium. Das hat es mir ermöglicht, wertvolle Einblicke in unterschiedlichste Bereiche zu bekommen. Tatsächlich war die Zeit im Ministerium dabei ein wichtiger Mosaikstein, weil ich dort in der neu gegründeten Geschäftsstelle des Opferbeauftragten der Landesregierung eine intensive und interdisziplinäre Teamarbeit erleben konnte, bei der vor allem die Perspektive der Opfer von Straftaten im Vordergrund stand. Diese Sichtweise werde ich sicher nicht verlieren.
LM: Es sind bewegte Zeiten – wir als Gesellschaft sehen uns zunehmend wachsenden Herausforderungen gegenübergestellt, sei es durch gesellschaftlichen Wandel, offene Grenzen oder zunehmende Cyberkriminalität. Wo sehen Sie die größten aktuellen Herausforderungen für die Justiz in Deutschland und konkret im Zollernalbkreis?
Hauser: Die entscheidende Herausforderung aus meiner Sicht ist es, die Strafverfolgungsbehörden mit dem Personal und den Instrumenten auszustatten, die es ihnen erlauben, Straftaten effektiv und konsequent zu verfolgen. Bei dem von Ihnen beschriebenen enormen Tempo des Wandels, den wir alle täglich erleben, müssen wir als Justiz mithalten können. Manche Diskussionen werden da geführt, die nach meiner Auffassung aus der Zeit gefallen sind und eigentlich in das20. Jahrhundert gehören. Und personell konkurrieren wir vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels heute als Justiz in ganz anderer Weise mit der Wirtschaft und Anwaltskanzleien. Um konkurrenzfähig zu bleiben, müssen wir da noch deutlich zulegen. Wichtig scheint es mir in diesem Zusammenhang, gerade auch den Justizstandort Hechingen als attraktiven und zukunftsfähigen Arbeitsplatz zu stärken und in das öffentliche Bewusstsein zu rücken.
LM: Wie wichtig ist Ihnen die Zusammenarbeit mit Polizei, Gerichten und kommunalen Stellen wie der Stadtverwaltung?
Hauser: Im Gefüge der Strafverfolgung nimmt die Staatsanwaltschaft eine ganz zentrale Rolle ein. Das bedeutet auch, dass eine gute staatsanwaltschaftliche Arbeit eine ausgeprägte Vernetzung mit allen anderen Akteuren geradezu bedingt. Daher ist es mir ein wichtiges Anliegen, gute Netzwerke sowohl auf der alltäglichen Arbeitsebene als auch auf der jeweiligen Leitungsebene zu schaffen und zu pflegen. Neben den von Ihnen genannten Stellen halte ich es mit Blick auf meine Erfahrungen aus der Zeit im Justizministerium zudem für sehr wichtig, die Perspektive der Opfer in den Blick zu nehmen und für gute Netzwerke mit den zahlreichen Opferhilfsorganisationen zu sorgen. Gemeinsam mit ihnen können wir für die Opfer von Straftaten noch einiges mehr erreichen als bisher.
LM: Viele Menschen haben selten direkten Kontakt zur Justiz. Wie möchten Sie dazu beitragen, Vertrauen in den Rechtsstaat und die Arbeit der Staatsanwaltschaft zu stärken?
Hauser: Ich glaube, es ist wichtig, dass wir als Justiz auch vor dem Hintergrund einer sich stark verändernden Medienlandschaft weiterhin präsent und wahrnehmbar bleiben. Die durch eine Öffentlichkeit der gerichtlichen Verhandlungen gewährleistete Transparenz ist ein hohes rechtsstaatliches Gut, das wir als Justiz auch aktiv mit Leben füllen müssen. Es erschöpft sich nicht allein darin, dass Bürgerinnen und Bürger die öffentlichen Verhandlungen besuchen können. Da sind wir schon auch in einer Bringschuld, immer wieder die Verfahren und das, was wir tun, gegenüber der Öffentlichkeit zu erklären. Zusammen mit meinen Kolleginnen und Kollegen haben wir daher auch schon erste Überlegungen angestellt, wie wir eine zeitgemäße und aktive Öffentlichkeitsarbeit in diesem Sinne gestalten können. Das werden wir weiterverfolgen.
LM: Was wünschen Sie sich für die Zusammenarbeit mit der Stadt Hechingen und den Bürgerinnen und Bürgern?
Hauser: Offenheit auf allen Seiten und die Bereitschaft, immer wieder auch einmal einen Perspektivwechsel einzunehmen. Die Voraussetzung dafür ist ein gelebter Austausch. Da kann ich mich gut auf das zuvor Gesagte beziehen. Wir jedenfalls bleiben in dieser Hinsicht dran.
Wir bedanken uns herzlich bei Dr. Hauser für das offene Gespräch und wünschen ihm viel Erfolg bei seinen neuen Aufgaben in Hechingen.