
Zehn Mitglieder des Vereins Menschen Miteinander e.V. unternahmen eine Exkursion zum Schloss Grafeneck in Gomadingen-Grafeneck.
Bei einer Führung durch das Dokumentationszentrum wurde den Teilnehmenden das Vorgehen der nationalsozialistischen Vernichtungsmaschinerie verdeutlicht. Das Anwesen, ursprünglich eine Einrichtung für beeinträchtigte Menschen, wurde 1939 von den Nationalsozialisten „für Zwecke des Reiches“ beschlagnahmt und als Tötungsanstalt für behinderte Menschen eingerichtet. Zuvor hatte NS-Propaganda die Bevölkerung aggressiv gegen diese Menschen aufgehetzt und sie als „Last für das Volk“ dargestellt.
Behinderte Menschen aus ganz Süddeutschland wurden mittels Bussen nach Grafeneck „verlegt“ und direkt nach der Ankunft in einer Gaskammer mit Kohlenmonoxid grausam getötet. Die Leichen wurden anschließend verbrannt. In der Zeit von Januar bis Dezember 1940 wurden in Grafeneck 10.654 Menschen ermordet, darunter mindestens zehn Personen aus Wildbad und Calmbach.
Zur Verschleierung der Verbrechen erhielten Angehörige fingierte Todesmitteilungen und die Todesdaten wurden gefälscht. Das Personal, das mit der Ermordung und der Verschleierung beschäftigt war, bildete einen eigenen Stab. Keine der Täterpersonen, einschließlich des leitenden Arztes Horst Schumann, wurden später zur Rechenschaft gezogen.
An die Besichtigung schloss sich eine Diskussion über die bedrückenden Eindrücke an. Die Teilnehmenden waren sich einig, dass die Erinnerung an solch verbrecherische und menschenverachtende Taten nicht in Vergessenheit geraten darf. (hw/red)